„Ich wünsche mir am allermeisten, dass Menschen ohne Handicap mich so nehmen wie ich bin“, sagte Alexandra auf meine Frage, was sie sich wünschen würde, wenn sie 3 Wünsche frei hätte. Da spricht sie mir aus der Seele!
In der vergangenen Woche habe ich Alexandra bei zwei APRITÄTISCHEN Veranstaltungen (Mit dabei in den sozialen Medien und Design thinking-Workshop) kennengelernt und hatte gleich das Gefühl, dass sie etwas Besonderes ist. Deswegen habe ich mit ihr ein Interview geführt, über das ich jetzt berichte.
Alexandra ist 40 Jahre alt, wohnt mit ihren beiden Kindern (7 und 10 Jahre) in einer betreuten WG in Heubach bei Schwäbisch Gmünd. Ihr Freund, der Vater der Kinder, wohnt ebenfalls in dem Haus. Aufgrund ihrer künstlichen Hüfte gilt sie als behindert. Aber sind wir nicht alle in irgendeiner Weise behindert? Wird man als Frau, als dunkelhäutiger Mensch, als Mensch in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft, als Kind oder alter Mensch nicht auch in seiner gewünschten Lebensweise von der Gesellschaft behindert? Aber zurück zu Alexandra.
Wenn Alexandra morgens ihren Kindern ein Frühstück gemacht und sie in die Schule geschickt hat, kümmert sie sich zunächst um den Haushalt. Gerade arbeitet sie aus gesundheitlichen Gründen nicht. Eigentlich arbeitet sie in einer Werkstatt für behinderte Menschen in der Schreinerei. Hier ist die Arbeit spannend, hier wird ihr viel zugetraut. Am liebsten würde sie aber einen guten Job auf dem ersten Arbeitsmarkt finden. Aber sobald die Arbeitgeber von ihrem Handicap hören, lehnen sie sie ab.
Wenn die Kinder nachmittags nach Hause kommen, macht sie mit ihnen Hausaufgaben. Dann gehen sie auf den Spielplatz oder wandern im Wald. Abends dürfen sie 10 Minuten lang das Sandmännchen sehen. Wenn sie Zeit für sich hat, spielt sie gerne Spiele auf dem Handy, schreibt mit ihrer Familie WhatsApp-Nachrichten, liest gerne und sieht gerne Peters Theaterstadl auf Youtube.
Ich habe Alexandra gefragt, ob ihre Behinderung für ihre Kinder eine Rolle spielt. Sie sagte: Nein. Denn sie hätten selbst ein Handicap. Sie haben eine Lernschwäche. Dann fragte ich sie, ob sie allgemein negative Erfahrungen aufgrund ihres Handicaps gemacht hat. Da wurde sie ruhig, dachte nach. Dann sagte sie, dass sie mal Facebook genutzt hatte. Da wurde sie gemocht, bis klar wurde, dass sie ein Handicap hat. Dann wollten sie nicht mehr mit ihr befreundet sein. Sie bekam sogar Morddrohungen.
Oben schrieb ich, was Alexandras größter Wünsch ist: Akzeptanz von Menschen ohne Handicap. Ansonsten wünscht sie sich einen guten Job auf dem ersten Arbeitsmarkt und mit ihren Kindern ohne Betreuer selbstständig wohnen zu können. Dass sie das schafft, davon ist sie überzeugt. Jetzt arbeitet sie daran, es ihren Betreuern zu beweisen. „Ich bin eine Kämpferin“, sagte sie. Ja, das glaube ich auch. Ich wünsche ihr viel Kraft, viel Erfolg und mir, dass wir in Kontakt bleiben.
Kommentare1
Alexandra schrieb: Danke…
Alexandra schrieb: Danke Tanja, ich wurde vorher noch nie interviewt.