Nachdem ich bei unserer Bürgermeisterin, Frau Biel, im Rathaus war, haben wir uns bei mir in der Werkstatt in meiner Gruppe verabredet. Meine Kollegen wollen bestimmt auch gerne Fragen stellen oder ihr Sachen sagen, die sie sich von ihr als Bürgermeisterin wünschen, dachte ich mir. Und das war nach anfänglicher Schüchternheit auch so. Wir hatten einen langen Fragebogen vorbereitet.
Am 7. Oktober war es dann soweit. Es ist besser gelaufen als von mir erwartet. Unsere Fragen waren zum Beispiel:
- Können wir an einer bestimmten, viel befahrenen Straße vor einem Supermarkt eine Ampel oder einen Zebrastreifen bekommen?
- Was wird sich nach der Wahl ändern?
- Warum gibt es keine getrennten behinderten Toiletten?
Nachdem wir alle Fragen abgearbeitet hatten, haben die Kollegen von sich aus noch Fragen gestellt. Da dachte ich echt: Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Das fand ich schon ganz cool. Frau Biel war aber vielleicht ein bisschen enttäuscht, weil sie sich nicht so vorkommen wollte wie im Amt bei einer Rede, sondern sie wollte lieber ein ganz normales Gespräch haben, mit Hand heben bei Fragen, als ein Fragebogen der abgearbeitet wird. Das fand sie ein bisschen schade. Sie sagte von sich selbst, sie sei keine Politikerin sondern eine Verwaltungschefin.
Allerdings, als wir unter vier Augen waren, da hat sie mir erzählt, sie möchte nicht nur eine Rollstuhl-Tour durch die Stadt mit mir machen um Hindernisse zu bemerken und selber die Erfahrung zu machen wie das ist, sondern sie möchte das ein bisschen größer aufziehen mit mehr Politikern und mit mehr Menschen, die verschiedene Einschränkungen haben. Also zum Beispiel Blindheit oder Gehwagen oder so. Das fand ich toll. Aber aufgrund dessen, dass die Leute noch nichts von ihrem Glück wissen, wird das noch eine Weile dauern. Es wird wohl erst im Winter stattfinden (wenn überhaupt, da sie leider abgewählt wurde). Aber sie hat gesagt ihre Bürofrau wird mich dann kontaktieren. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Und darüber, dass sie noch Fotos mit mir gemacht hat und wir noch unter vier Augen geredet haben. Da hat sie Sachen gesagt, die sie der Gruppe nicht erzählt hat.
Nach dem Werkstattgespräch haben viele Kollegen gesagt, sie fanden das Gespräch gut und sie würden wählen gehen. Also die, die vorher ihre Zweifel hatten, wen soll ich wählen, oder soll ich überhaupt wählen, wozu wählen? Für die war nun klar wofür die Wahl da ist und wie wichtig das wählen ist. Ich hatte die Filme von "Politik leicht erklärt" auch in meinen Status gestellt und sie an ein paar Freunde verschickt. Frau Biel sagte auch, ich bin jetzt nicht hier um Werbung für mich zu machen, sondern ich bin hier um euch zu zeigen: Geht wählen, es bringt was wenn ihr wählt. Und halt auch: Wenn ihr Fragen habt, dann geht zum Ansprechpartner wie zum Beispiel zum Rathaus, egal in welcher Stadt ihr lebt. Also ich bin hier zwar nur für die Glückstädter zuständig, aber auch in eurer Stadt gibt es sowas. Geht ruhig dahin. Da hat sie mindestens 2-3 Leute erwischt wo ich gefühlt habe, dass sie die gecatcht hat und das sie jetzt tatsächlich mal losgehen würden, die vorher gar nicht wussten, was sie tun sollten.
Zweck erfüllt, Erfolg auf ganzer Linie!
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